Mastodon - die Alternative zu Twitter oder doch nicht?
Mit der Übernahme durch Elon Musk begann beim Social-Media-Dienst Twitter die große Flucht der Nutzerinnen und Nutzer. Spätestens mit den massenhaften Entlassungen und Musks Ankündigen von radikalen Änderungen der Unternehmenskultur war für viele der Punkt erreicht, sich auf die Suche nach Alternativen zu machen.
Als viel sprechende Lösung galt vor allem Mastodon. In den ersten Wochen nach der Twitter-Übernahme erlebte der Dienst ein beispielloses Wachstum. In nur wenige Wochen stiegen die Nutzerzahlen von Mastodon von wenigen 100.000 auf über 2 Millionen zum Ende des Jahres 2022.
Mastodon scheint auf den ersten Blick ganz ähnlich zu funktionieren wie Twitter. Man kann anderen Nutzern folgen und bekommt dann deren Kurznachrichten ich einer chronologisch sortierten Timeline angezeigt. Die Kurznachrichten heißen nicht mehr „Tweets“ sonder „Toots“ und können bis zu 500 Zeichen lang sein. Davon abgesehen ähneln sich Twitter und Mastodon aber stark.
Verteilte Struktur als Vorteil, aber auch Nachteil
Die wichtigsten Unterschiede finden sich unter der Oberfläche. Anders als Twitter läuft Mastodon auf einer dezentralen, verteilten Infrastruktur. Wer sich bei Mastodon anmelden will, muss sich zunächst für eine Instanz entscheiden. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um einen Server mit einer eigenen Adresse, die sich im auch Nutzernamen wiederfindet. Zu den größten Instanzen im deutschsprachigen Raum zählen etwa mastodon.social oder troet.cafe. Daneben existieren aber noch tausende andere Server, teilweise mit speziellem thematischen Fokus oder auch regionalem Bezug, wie etwa muenchen.social oder nrw.social. Alle diese Mastodon-Instanzen tauschen Kurznachrichten untereinander aus und bilden so ein dezentrales soziales Netzwerk – das so genannte „Fediverse“.
Was zunächst nach einem Vorteil klingt, nach mehr Resilienz und nach mehr Demokratie, erweist sich in der Praxis auch als ein Nachteil. Jede Mastodon-Instanz hat ihre eigenen Regeln und ihre eigene Kultur. Was auf der einen geduldet wird, kann auf der anderen zur Sperrung führen. Die meisten der Instanzen werden nur von einem sehr kleinen Team von Administratoren und Moderatoren geführt. Das schnelle Wachstum hat viele dieser Teams überfordert und so mussten einige Instanzen schon nach kurzer Zeit die Anmeldung für neue Nutzer deaktivieren oder zumindest limitieren.
Mit Beginn des neuen Jahres hat sich nun das Nutzerwachstum von Mastodon stark verlangsamt und die Zahl der tatsächlich aktiven Nutzer im Netzwerk sinkt inzwischen sogar langsam aber stetig. Der große Hype scheint erstmal vorbei zu sein und die Hoffnung mit Mastodon eine echte Twitter-Alternative zu bekommen, scheint sich vorerst nicht zu erfüllen.
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